Seit der Ukrainekrise spüren wir die Folgen des nicht wie gewohnt fließenden fossilen Erdgases. Die schon vorher einsetzenden Energiepreis-Steigerungen wurden noch deutlich verstärkt. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen der Stadtverordnetenversammlung (SVV) Bernau meint, es wird höchste Zeit, unsere/n Wärme-Erzeugung, -Verteilung und -Verbrauch umzustellen.
Während im vergangenen Jahr über Regeln für PV-Freiflächen-Anlagen (Photovoltaik, Sonnenstrom) in der SVV und im zuständigen Ausschuss für Umwelt, Stadtentwicklung und Verkehr (A3) diskutiert wurde, blieb die nachhaltige Wärmeversorgung „außen vor“. Unser sachkundiger Einwohner Markus Schaefer machte im A3 darauf aufmerksam, dass Strom über weite Strecken verlustfrei transportiert werden kann. Beim Wärmetransport sehe es grundsätzlich anders aus. Eine Bevorzugung von Sonnenwärme-Anlagen (Solarthermie) in der Nähe von Fern- und Nahwärmenetzen sowie deren Wärmespeichern gegenüber PV mache daher Sinn. Schließlich sei bundesweit der Energieverbrauch für Gebäudewärme für ca. 40% des gesamten CO2-Ausstoßes verantwortlich.
Schaue man über Landesgrenzen hinweg, lasse sich schnell erkennen: Dänemark ist uns weit voraus. Dort existieren gut ausgebaute Fernwärmenetze, die seit 20 Jahren sukzessive – und besonders in Städten – auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Als erster Schritt wurden zur Verringerung der Verluste die „Systemtemperaturen“ reduziert. In der Stadt Viborg wurden beispielsweise die Vorlauf-/Rücklauf-Temperaturen von 85/55° C im Jahr 2002 auf 65/40° C in 2020 gesenkt.
Ferner errichteten viele Städte Dänemarks große Sonnenwärme-Felder neben zentralen Kraftwerken. Sie können damit die konventionell erzeugte Fernwärme effektiv unterstützen, zeitweise sogar ersetzen. Diese Sonnenwärmefelder sind meistens mehrere Hektar (ha=10.000 m²) groß.
WÄRME VOM SOMMER IN DEN WINTER BRINGEN
Zudem musste das Problem gelöst werden, die erzeugte Wärme vom Sommer für den Winter zu speichern. In der Nähe der umfangreichen Sonnenwärme-Felder werden gleichfalls große Erdbecken mit umgebenden Dämmen gebaggert, die Erdbecken abgedichtet und nach oben mit einer schwimmenden Abdeckung verschlossen. Die Größe der Erdbecken liegt bei einem bis vier Hektar und sie sind bis zu 18m tief; sie können bisher maximal 200.000 m³ Wasser als Wärmespeicher enthalten. Aktuelle Planungen gehen allerdings von zukünftigen drei- bis fünffachen Dimensionen aus.
Im Sommer nimmt dieser Wärme-See überschüssige Energie auf und speichert sie mit geringem Verlust bis in den Winter. Im Herbst kann die Fernwärme direkt daraus bedient werden. Später übernehmen Großwärmepumpen den Temperaturhub auf die notwendige Temperatur. Der dafür erforderliche Strom wird überwiegend von Windkraftanlagen erzeugt.
Technisch ist die nachhaltige Wärmeversorgung geklärt, es bleiben nun noch einige wichtige finanzielle Fragen:
Was kostet in Dänemark die kWh Fernwärme? Sie kostet sensationelle 4 bis 5 Cents!
Wie lange ist dieser Preis gesichert? Er ist für etwa 30 Jahre gleichbleibend!
Wer ist Nutznießer der Investitionen? Nutznießer sind -neben den Wärmekunden – örtliche und Inlands-Unternehmen!
Schließlich sind für uns auch schon einige lokale Frage zu beantworten:
Wo könnte in Bernau ein solcher Speicher entstehen?
Er ist schon da – im Kiesabbau Ladeburg, dieser hat schon jetzt einen Umfang von 200 m x 400 m.
Wer soll das planen? Es bietet sich die Beauftragung eines kundigen inländischen Ingenieurkollektivs an.
Wer soll das bezahlen? Die Stadt Bernau – die Planung wird im Jahr 2023 zu 90 Prozent gefördert aus Mitteln der nationalen Klimaschutzinitiative – später nur zu 60 Prozent, danach verpflichtend.
Deshalb hoffen wir, dass sich unsere Stadt bald auf nachhaltig-warme Socken machen wird. Wir werden uns dafür intensiv einsetzen ….