Bernau: Cordula Gleich sprüht vor Energie, wenn sie von „ihrem“ Projekt der ehrenamtlichen Pflegelotsen berichtet. Aus ihrer vorangegangenen Tätigkeit als Leiterin einer Tagespflegeeinrichtung weiß sie genau, dass die meisten Menschen vor einer Vielzahl an Fragen stehen, wenn ein Angehöriger pflegebedürftig wird. Woher bekomme ich zuverlässige Informationen über Hilfsangebote, welche Leistungen stehen mir zu, was muss jetzt unbedingt rechtlich fundiert geregelt werden?
Die Betroffenen und ihre Angehörigen neutral und wohnortnah zu informieren und sie mit ihren Sorgen nicht allein zu lassen, sondern sensibel zu begleiten, hat sich die Initiative der ehrenamtlichen Pflegelotsen zur Aufgabe gemacht. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Beatrice Bruch hat Cordula Gleich das Konzept aus der Taufe gehoben. Es ist Bestandteil des Projekts „Pflege vor Ort“, das im Rahmen des Förderprogramms „Pakt für Pflege“ vom Land Brandenburg gefördert wird. Ziel ist es, die Pflege in der Häuslichkeit zu unterstützen und die ambulante Pflege im Land Brandenburg zu stabilisieren, denn die Anzahl der ratsuchenden und pflegebedürftigen Menschen in Bernau steigt weiter.
Hoffnungstaler Stiftung Lobetal als erfahrene Umsetzer des Projekts
Auch Bernau als Kommune erhält Mittel aus dem Förderprogramm „Pakt für Pflege“, die an die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal weitergeleitet werden. „Mit der Hoffnungstaler Stiftung haben wir einen Kooperationspartner gefunden, der über umfassendes soziales Know-how und langjährige Erfahrung verfügt, um das Projekt ‚Pflege vor Ort‘ in Bernau fundiert umzusetzen“, erklärt Claudia Lorenz, die für das Fördermittelmanagement zuständige Mitarbeiterin im Bernauer Rathaus.
Pflegelotsen als Brückenbauer zu etablierten Unterstützungsangeboten
„Durch unsere ehrenamtlichen Pflegelotsen können bedürftige Menschen und ihre Angehörigen von der Antragstellung bis zur Inanspruchnahme unterschiedlicher Hilfen niedrigschwellig, zeitnah und individuell ‚gelotst‘ werden“, sagt Cordula Gleich. „Sie verstehen sich als Brückenbauer zwischen der Nachbarschaft und etablierten Beratungs- und Unterstützungsangeboten.“ So vermitteln die Pflegelotsen zu den Pflegestützpunkten, verfügen über Kontaktdaten von Anbietern von Pflegeleistungen oder von Selbsthilfegruppen. Gern helfen die Pflegelotsen, für die Betroffenen den richtigen Ansprechpartner zu finden, und begleiten die Ratsuchenden bei Bedarf zu den entsprechenden Stellen.
Know-how für die Pflegelotsen
Damit die Pflegelotsen über das notwendige Rüstzeug verfügen, werden sie von Fachleuten für ihre ehrenamtliche Tätigkeit geschult. „Zu unseren Referenten gehören u. a. ein Rechtsanwalt, Pflegefachkräfte, Mitarbeiter vom Pflegestützpunkt, eine Hospizmitarbeiterin und eine Wohnberaterin“, verrät Cordula Gleich. Der Kurs beinhaltet zwölf verschiedene Themen, um die Pflegelotsen auf ihre anspruchsvolle Arbeit inhaltlich vorzubereiten und für die Bedürfnisse der pflegebedürftigen Menschen und deren Angehörige zu sensibilisieren. 22 von der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal geschulte Pflegelotsen gibt es bereits im Landkreis Barnim.
Nächster Kurs hat begonnen
Am 29. Februar startete der nächste Kurs. Er findet in der Regel montags und donnerstags in der Zeit von 17 bis 19 Uhr in der Begegnungsstätte „Aufwind“ in der Sachtelebenstraße 6 in Bernau statt. „Alle, die sich gern ehrenamtlich engagieren möchten und sensibel für ihre Nachbarschaft und deren Probleme sind, können an diesem Kurs teilnehmen“, erklärt Cordula Gleich. Eine berufliche Vorbelastung im medizinischen, sozialen oder rechtlichen Bereich ist nicht erforderlich. Die Pflegelotsen lernen im Rahmen des Kurses unter anderem die Arbeit des Pflegestützpunkts als neutraler Beratungsstelle kennen, werden mit Beratungs- und Dienstleistungsangeboten in Bernau und im Landkreis Barnim vertraut gemacht, beschäftigen sich mit Krankheitsbildern wie Demenz und Diabetes, mit Leistungen der Pflegeversicherung, mit der Notwendigkeit einer Vorsorge- und Betreuungsvollmacht und mit Wohnformen für das Alter. Aber auch Themen wie wertschätzende Kommunikation, Selbstsorge und Achtsamkeit werden nicht ausgespart und gehören zum kostenfreien Kursprogramm. Die ehrenamtlichen Pflegelotsen agieren niedrigschwellig in ihrem nachbarschaftlichen Umfeld. Sie sind sogenannte Verweisberater zu professionellen Stellen. Häufig arbeiten sie mit den Ortsbeiräten, den Kirchengemeinden und Pflegeeinrichtungen zusammen, um auf ihr kostenfreies Angebot aufmerksam zu machen.
Die Maßnahme ist gefördert durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (MSGIV).