Die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) hat heute (13.10.2023) die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2022 vorgestellt. Er unterstützt die Bundesländer dabei, positive Entwicklungen und Handlungsbedarfe in der Bildungsqualität zu identifizieren. Die Ergebnisse für Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse in Brandenburg in den Fächern Deutsch und Englisch weichen nicht signifikant von den bundesweiten Ergebnissen ab. Sie bestätigen insbesondere die Ansätze der Handlungsfelder des 12-Punkte-Plans „Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität der Schulen in Brandenburg“, den das Bildungsministerium am 19. Oktober 2022 vorgestellt hatte.
Bildungsminister Steffen Freiberg: „Der IQB-Bildungstrend 2022 bestärkt das Bildungsministerium in seinen Anstrengungen für eine hohe Bildungsqualität. Mit der Vorstellung des 12-Punkte-Plans für guten Unterricht vor einem Jahr hat Brandenburg den richtigen Weg eingeschlagen – mit einem Fokus zum Beispiel die Digitalisierung des Unterrichts, auf sprachliche und mathematische Kompetenzen, auf eine datengestützte Qualitätssicherung und auf die Stärkung von Schulleitungen. Dies ist ein langfristiger Prozess, den wir konsequent fortsetzen. Dafür werden wir auch die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends tiefgründig auswerten.“
Am 19. Oktober 2022 stellte das MBJS die „Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität der Schulen in Brandenburg“ (12-Punkte-Plan) vor. Ziel ist, Schülerinnen und Schüler in ihren sprachlichen, mathematischen und digitalen Kompetenzen zu stärken. Anlass war die Vorstellung der Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2021 für den Primarbereich, der Aufholbedarf bei den Kompetenzen der Viertklässlerinnen und Viertklässlern in den Fächern Deutsch und Mathematik beschrieb. Das MBJS wies damals auch daraufhin, dass die Ergebnisse im Licht der Studienerhebung in einer Phase des Wechselunterrichts nach Corona bedingten Schulschließungen zu bewerten sind. Die Konstanz der Ergebnisse im IQB-Bildungstrend 2022 für die Sekundarstufe I bekräftigt diese Einschätzung.
Unabhängig von Studienergebnissen ist der Ausbau der Bildungsqualität ein großer Schwerpunkt des MBJS. Die Umsetzung ist komplex und langfristig angelegt. Der Maßnahmenplan benennt zwölf Handlungsfelder, in denen Schritt für Schritt notwendige Veränderungen vorgenommen werden, um die Qualität der Bildung im Land Brandenburg zu verbessern. Nach einem Jahr sind in jedem der zwölf Handlungsfelder deutliche Veränderungen erzielt worden:
- Neustrukturierung Fortbildung, Qualitätssicherung, Digitalisierung im neuen Institut, Neuaufstellung LISUM, Neuaufstellung BUSS-System
Das Land Brandenburg wird zum 1. Januar 2025 ein neues brandenburgisches Landesinstitut mit einem im Vergleich zum LISUM erweiterten Aufgabenfeld aufbauen: Es bündelt künftig alle Phasen der Lehrkräftebildung und die Qualifizierung von Seiteneinsteigenden und Multiplikatoren (auch in Kooperation mit Hochschulen). Damit werden Kompetenzen und Zuständigkeiten synergetisch gebündelt, der zielgerichtete Einsatz der schulischen Daten unterstützt, Angebote und Aufgaben praxisnäher gestaltet und stärker digital organisiert. Das neue pädagogische Landesinstitut und seine vier Regionalstellen werden über regionale und digitale Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote (angehenden) Lehrkräften, schulischen Führungskräften und Seiteneinsteigenden diverse Möglichkeiten der fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung und Karrieremöglichkeiten im Beruf geben.
Darüber hinaus verstärkt das MBJS aktuell seine berufsbegleitenden Qualifizierungsangebote im Bereich der sprachlichen, mathematischen und digitalen Basiskompetenzen. Inhaltliche Schwerpunkte sind unter anderem der Anfangsunterricht (Schuleingangsphase), der Übergang in die Sekundarstufe I, weitere fachdidaktische Fortbildungen sowie die digitale Unterrichtsentwicklung.
- Konsequente datengestützte Schulleitung, Schulaufsicht, Steuerung durch das MBJS
Die Zusammenarbeit zwischen der Schulaufsicht – vor allem den staatlichen Schulämtern – und den Schulleitungen ist klarer und verbindlicher geworden. Dafür wurde eine neue Struktur mit Statusgesprächen, Schulbilanzierungen und Zielvereinbarungen etabliert. Als Schwerpunkt wurde die Stärkung der sprachlichen, mathematischen und digitalen Kompetenzen gesetzt. So wurde für das Schuljahr 2023/2024 das fächerübergreifende Projekt „Leseband“ auf freiwilliger Basis insbesondere für die Grundschulen und die Jahrgangsstufen 7 und 8 der weiterführenden Schulen vom MBJS initiiert, für das sich bereits mehr als 150 Schulen angemeldet haben. Diese in Hamburg erprobte Methode hat eine wissenschaftlich nachgewiesene stärkende Wirkung auf die Lesekompetenz von Schülerinnen und Schülern. Die Lesefähigkeit ist eine Schlüsselkompetenz für das Lernen in allen weiteren Fächern, die auch positive Effekte in künftigen IQB-Bildungstrends erwarten lässt.
Das MBJS hat darüber hinaus Fachgespräche zu Mathematik, Deutsch und Digitalisierung mit großer Teilnahme von Lehrkräften und Schulleitungen durchgeführt, um gemeinsam zu beraten, wie Schülerinnen und Schüler beim Erreichen von kompetenzorientierten Lernzielen besser gefördert werden können.
- Gezieltere Finanzierung im Schulbereich / indikatorengestützte Ressourcenzuweisung
Ein wesentlicher Baustein der Indikatoren gestützten Ressourcenzuweisung wird umgesetzt: die Schulbudgets. Sie werden innerhalb eines Modellprojekts in den Schuljahren 2023/24 und 2024/25 erprobt. Das Programm für Schulbudgets soll in beiden Schuljahren mit jeweils etwa 3,5 Millionen Euro ausgestattet werden. Die Schulen sollen ab dem 1. Februar 2024 über ihr finanzielles Budget für unterrichtsunterstützende und -begleitende Maßnahmen verfügen können.
- Stärkung der Eigenverantwortung der Schule
Über die Etablierung von Statusgesprächen und Ziel-Leistungsvereinbarungen in der Zusammenarbeit mit der Schulaufsicht haben Schulleitungen einen klareren Rahmen für ihre Entwicklungsarbeit erhalten. Weitere Autonomie werden Schulen mit den Schulbudgets erhalten, die sie für unterrichtsunterstützende und -begleitende Maßnahmen einsetzen können. Im Dialog mit den Schulen werden weitere bedarfsgerechte Unterstützungsangebote abgeleitet.
- Stärkung der Schulleitungen
In einem ab 2024 geplanten Modellvorhaben soll eine begrenzte Anzahl von Schulen in öffentlicher Trägerschaft mit besonderen Voraussetzungen die Möglichkeit erhalten, sich zur Entlastung der Schulleitungen von Verwaltungsaufgaben durch eine Schulassistenz personell zu verstärken. Damit werden die Schulleitungen mehr Kapazitäten für den Unterricht und für Leitungsaufgaben haben. Das Modellprojekt soll nach bisheriger Planung zum 1. Februar 2024 starten. Die rechtliche Grundlage dafür ist mit der Novelle des Schulgesetzes gelegt worden, das dem Landtag zur Beschlussfassung vorliegt. Darüber hinaus ist eine Fortbildungsreihe für Schulleitungen zur datengestützten Schul- und Unterrichtsentwicklung in Vorbereitung.
- Digitalisierung als Verbesserung der Unterrichtsqualität und der individuellen Förderung weiterentwickeln
Zur digitalen Bildung sind konkrete Vorhaben in der Planung oder werden bereits umgesetzt. Dazu zählen das Diagnostikverfahren ILeAplus als erprobtes Instrument zur erleichterten Lernstandsanalyse und DigiLaL als digitales Instrument zur Erfassung der Lernausgangslage. Die Landeslizenzen zu den digitalen Lehr-Lern-Werkzeugen Antolin, bettermarks und ANTON wurden verlängert und können von allen Schulen kostenfrei genutzt werden. Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit den möglichen Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf Bildung. Der Handlungsleitfaden zur Nutzung von textgenerierenden KI-Anwendungen an Schulen wurde veröffentlicht. Erprobt wird bereits ein Konzept zur Umsetzung eines synchronen und asynchronen Distanzunterrichts im Schulversuch an den Oberstufenzentren Prignitz, Spree-Neiße II, Potsdam III und Dahme-Spreewald – weitere OSZ können sich noch bis Februar 2024 dem Schulversuch anschließen.
- Schulvisitation neu aufstellen
Die Schulvisitation ist eine Evaluation der Schulen durch geschultes Lehrpersonal, die darauf abzielt, vor allem schulische und unterrichtliche Prozesse zu erfassen und deren Qualität zu beurteilen. Die Ergebnisse werden den Schulen sowie der Schulaufsicht anwendungsorientiert aufbereitet. Im Schuljahr 2023/2024 wird dafür ein neues, anlassbezogenes Verfahren erprobt. Dieses soll im Schuljahr 2024/2025 als Regelverfahren eingeführt werden. Neben einer kriterienorientierten Rückmeldung ist im Anschluss eine zweijährige Qualitätsentwicklungsphase geplant, in der die visitierten Schulen zusätzliche Unterstützung erhalten. Zudem wird der Orientierungsrahmen Schulqualität überarbeitet und soll ab dem Schuljahr 2024/2025 von den Schulen genutzt werden können.
- Kooperation Grundschule – Frühe Bildung in der Kita
Die Kooperation zwischen Kita und Grundschule wird vertieft, um den Übergang für Kinder zu verbessern. Das Land Brandenburg hat den Übergang in die Schule im Rahmen des diesjährigen JFMK-Vorsitzes thematisiert. Am 13. und 14. Oktober fand die gemeinsame Fachtagung „Der Bildungsbegriff im Spannungsfeld von Kita, Schule und Jugendeinrichtung“ in Potsdam statt. Dort haben Schul- und Kita-Fachleute fünf Thesen benannt, die weiter länderübergreifend beleuchtet werden.
- Weiterführen des Gemeinsamen Lernens
Die gleichberechtigte Teilhabe an Bildungsangeboten wird stetig weiterentwickelt. Im laufenden Schuljahr organisiert das MBJS einen breiten fachöffentlichen Dialog zur Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderem Unterstützungs- oder Förderbedarf vor allem in der emotionalen und sozialen Entwicklung (Regionaldialoge in den vier staatlichen Schulämtern). Dazu sind Schulräte, Schulleitungen, Lehrkräfte und Fachleute der Schulpsychologie und der sonderpädagogischen Förder- und Beratungsstellen sowie aus der Kinder- und Jugendhilfe eingeladen.
- Ausbau ganztägiger Bildung
Die Landesregierung hat im April 2023 dem Entwurf der Bund-Länder-Verwaltungsvereinbarung zum Ausbau ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder im Grundschulalter (Investitionsprogramm Ganztagsausbau) zugestimmt. Die Vereinbarung flankiert die Investitionen für den ab 1. August 2026 aufwachsenden geltenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. Dem Land Brandenburg stehen aus dem Bundesinvestitionsprogramm rund 83,3 Millionen Euro zu. Mit dem Eigenanteil von Land, Kommunen und freien Trägern in Höhe von 30 Prozent werden in Brandenburg insgesamt rund 119 Millionen Euro investiert. Förderfähig sind Investitionen für den Neubau, den Umbau, die Erweiterung, die Ausstattung sowie die Sanierung der kommunalen Bildungsinfrastruktur, soweit dadurch Bildungs- und Betreuungsplätze oder räumliche Kapazitäten geschaffen oder erhalten werden. Die entsprechende Förderrichtlinie des Landes soll im vierten Quartal 2023 in Kraft treten.
- Überarbeitung des Rahmenlehrplans (RLP)
Die weiterentwickelten nationalen Bildungsstandards für Deutsch und Mathematik sind, wie von der Kultusministerkonferenz (KMK) empfohlen, in den Rahmenlehrplan für die Jahrgangsstufen 1 bis 10 integriert worden. Dazu wurden die Fachteile C für Deutsch und Mathematik überarbeitet und stehen den Schulen für das aktuelle Schuljahr bereits zur Verfügung. Den Schulen wurden zusätzlich kompetenzorientierte Planungshilfen für den Unterricht sowie vollständige Muster für die fachliche Umsetzung als Teil des schulinternen Curriculums zunächst in den Fächern Mathematik und Deutsch vom Landesinstitut (LISUM) bereitgestellt. Die freiwillige Nutzung der beispielhaften Fachpläne sorgt für eine Entlastung der Schulen, weil nicht jede Schule ihr eigenes Curriculum auf Basis der Rahmenlehrpläne erarbeiten muss und unterstützt insbesondere Lehrkräfte im Seiteneinstieg bei der Unterrichtsplanung.
- Dialog und wissenschaftliche Begleitung
Durch den Wissenschaftlichen Beirat ist eine Begleitung der Arbeit des MBJS auf hohem fachlichen Niveau etabliert worden. Acht Professorinnen und Professoren der Universität Potsdam beraten das MBJS regelmäßig bei Fragen der Qualität von Schule und Bildung auch vor dem Hintergrund der Digitalisierung sowie der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften. Mit den Expertinnen und Experten wurden unter anderem die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends ausgewertet und weitere Maßnahmen beraten.
Eine Verzahnung von Schulpraxis und Wissenschaft wurde zudem in den Fachgesprächen des MBJS erreicht. Bei den Veranstaltungen zu Deutsch, Mathematik, Digitalen Medien in Schule, KI an Schulen sowie Demokratiebildung gaben ausgewiesene Expertinnen und Experten aus Hochschulen wichtige Impulse für die Debatte.