Wandlitz: Seit nunmehr vier Jahren findet die Konzertreihe „Klassik für Babys“ im Goldenen Löwen statt. Inzwischen geht das Format auf Reisen durch den Norden Brandenburgs. Am Sonntag, den 2. Juni, ab 10 Uhr (Einlass: 9:30 Uhr) ist der musikalische Leiter Walter Thomas Heyn mit seinem Ensemble abermals in der Kulturbühne zu Gast. Wir haben ihn zum Interview getroffen.
Lieber Herr Heyn, Babys und Klassikkonzerte – ist das nicht ein Widerspruch?
Ganz im Gegenteil. Es ist sogar eine ausgesprochen gute Idee, die selbst dem ungeborenen Kind zugutekommt. Bereits im 7. Monat der Schwangerschaft kann der Embryo Töne hören und unterscheiden. Der Vorteil ist, dass der Mutterbauch die Töne abdämpft. Sie könnten demnach sogar ein Metallica-Konzert besuchen – es kommen ohnehin nur 30 Dezibel beim Baby an. Mit 9 Monaten können Kinder schon Rhythmen und Tempi der Musik aufnehmen. Ruhige Tonfolgen wirken entsprechend beruhigend auf das Kind und natürlich auch auf gestresste Eltern.
Erschrecken sich die Kleinen nicht bei Pauken und Trompeten?
Wir konzentrieren uns eher auf die leisen, introvertierten Instrumente wie Flöte, Gitarre, Violine und Bass. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass sehr hohe und sehr laute Töne die Kleinen eher erschreckt. Wenn hingegen ein tiefer Kontrabass leise brummt, wirkt das beruhigend.
Wie kann man sich das Konzert konkret vorstellen?
Das Konzert läuft wie ein normales Konzert ab, mit dem Unterschied, dass die Besucher nicht auf Stühlen sitzen, sondern auf mitgebrachten Decken und Kissen. Anders als in der Philharmonie wird bei uns außerdem nicht geklatscht, sondern gewunken. Wir möchten den Geräuschpegel niedrig halten, damit sich alle entspannen können. Diesmal steht das Konzert unter dem Motto „Das große Frühlingsfest der Tiere“, daher dürfen sich die Besucher auf verschiedene Medleys zum Thema freuen. Zwischen den Stücken mache ich kleine Ansagen und stelle die Instrumente vor. Wir empfehlen das Konzert für Kinder ab acht Monaten.
Selbstverständlich können Eltern oder Großeltern auch ältere Geschwisterkinder mitbringen.
Wie erklären Sie sich den positiven Effekt, den klassische Musik auf Kinder hat?
Klassische Musik beruhigt generell; auch uns Erwachsene. Nicht so günstig ist Beethoven, wo es donnert und kracht und das Schicksal an die Pforten klopft. Ideal hingegen sind Mozart, Haydn, Schubert, Schumann oder auch Grieg. Ich denke, es ist die wohltemperierte Harmonie, die aus deren Musik spricht und uns ruhig werden lässt.
Wie reagieren die Kinder auf die Musik?
Einige schlafen selig ein, manche kommen unternehmungslustig nach vorn gekrabbelt und wollen unbedingt mal am Bass herumzupfen und wieder andere fangen an zu tanzen. Wenn die Kinder nach vorn zu den Instrumenten krabbeln, sage ich zu den Eltern gerne ‚Passen Sie auf! Wer zu nah an die Kapelle rückt, wird später Musiker‘. Darauf gibt es ganz unterschiedliche Reaktionen – von erschrockenem Wegziehen des Kindes bis hin zu sanftem Vorschieben.
Was ist für Sie das Schönste an den Klassikkonzerten für Babys?
Das Schönste ist, wenn Musiker und Publikum interagieren. Daher haben wir diesmal auch den Mitsing-Anteil erweitert und werden am 2. Juni unter dem Publikum die Liedtexte zu den Medleys verteilen.
Erwachsene zahlen 10,00 Euro Eintritt im VVK (Tageskasse: 13,00 Euro). Der Eintritt für Babys und Geschwisterkinder ist frei. Karten sind erhältlich in den Tourist-Infos Barnim Panorama und Bahnhof Wandlitzsee, in den Bibliotheken der Gemeinde Wandlitz, unter www.reservix.de sowie bei allen bekannten Vorverkaufsstellen.