Eberswalde: Ärztinnen und Ärzte aus der gesamten Region finden sich am 3. Mai im Paul-Wunderlich-Haus am Eberswalder Markt zusammen. In einem interdisziplinären Symposium tauschen sie Erfahrungen und neues Wissen auf den Gebieten der Urologie und Nephrologie aus. Dr. Eckart Braasch, Chefarzt der Medizinischen Klinik II des Krankenhauses (Nephrologie, Rheumatologie, Endokrinologie), beantwortete dazu im Vorfeld einige Fragen, die auch über das Fachpublikum hinaus von Interesse sind.
Die Referenten der Veranstaltung kommen aus dem GLG Werner Forßmann Klinikum in Eberswalde. Eingeladen haben Dr. Eckart Braasch und PD Dr. Steffen Lebentrau, Chefarzt der Klinik für Urologie. Anhand von zwei Themenkomplexen – Hämaturie (vermehrtes Vorkommen von roten Blutkörperchen im Urin) und Urolithiasis (Harnsteine) – wollen sie den Ärztinnen und Ärzten vorstellen, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit in Diagnostik, Therapie und Nachsorge zum langfristigen Behandlungserfolg führt.
Eine Hämaturie – eine erhöhte Anzahl roter Blutkörperchen im Urin – kann Zeichen einer Reihe von Erkrankungen sein. Auf welche wird auf dem Symposium eingegangen und was gibt es hier Neues?
Dr. Eckart Braasch: Hämaturie, also Blutspuren im Urin, lässt natürlich zunächst an eine Blutung aus Nieren oder Harnblase denken. Das kann eine Entzündung, ein Tumor oder eine Verletzung sein. Da ist der Urologe gefragt, der mit seinen technischen Mitteln, zum Beispiel Endoskopen, die Organe erkundet. Wenn er dabei keine Blutungsquelle findet, kann die Hämaturie auch Zeichen einer Nierenerkrankung sein. Die Frage ist nun, welcher Art – es kann harmlos sein, aber auch zum (allmählichen) Nierenversagen führen. Da ist dann der Nephrologe gefordert. Wir versuchen, diese Erkrankungen mit Laboruntersuchungen abzuklären. Für eine wichtige und weltweit häufige Erkrankung, die sogenannte IgA-Nephropathie, gibt es seit kurzem wirksame Behandlungsmöglichkeiten.
Ein Thema im Programm heißt „Zuviel Gemüse ist nicht gesund“. Was steckt dahinter?
Unser zweiter Themenkomplex betrifft das Nierensteinleiden. In der akuten Situation der Nierenkolik oder einer Verlegung des Harnflusses behandelt der Urologe, entfernt Steine und schafft einen freien Harnabfluss. Wenn Nierensteine immer wieder auftreten oder schon früh bei jungen Leuten, ist eine Abklärung der Stoffwechselfunktionen sinnvoll. Das ist wieder eher das Metier von uns Internisten. Alles ist Gift, die Menge macht´s – hat schon Paracelsus vor ein paar hundert Jahren gewusst. Wenn man zu viel Oxalsäure-haltiges Gemüse konsumiert, kann das zu Nierensteinen führen. Wir präsentieren dazu den Fall einer jungen Frau. Davon wiederum muss man eine eigenständige Oxalsäure-Stoffwechselerkrankung abgrenzen.
Ein weiterer Vortrag, von Ihnen selbst gehalten, beschäftigt sich mit der Bedeutung des Trinkens für den Organismus und insbesondere in Bezug auf Harn- und Nierensteine. Was kann hierzu allgemein empfohlen werden und welche Aspekte werden für die Ärzte besonders interessant sein?
In meinem Vortrag geht es um eine Stoffwechselerkrankung, die schon in jungen Jahren zur ständigen Bildung von Nierensteinen führt und den Betroffenen einen langen Leidensweg beschert. Die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt. Mit großen Trinkmengen kann man aber die Nierensteinbildung verhindern. Entscheidend sind das Daran-Denken und die Diagnose mit Laboruntersuchungen. Wir hatten in den letzten Jahren hier vier junge Frauen mit dieser Erkrankung. Die Erkrankungen sind zwar selten, kommen aber eben auch im Barnim und in der Uckermark vor.
Die Veranstaltung steht unter dem Motto „Nephrologie trifft Urologie“. Was macht den Austausch zwischen Nephrologen und Urologen bedeutsam?
Wie schon mit den vorhergehenden Antworten illustriert, gibt es viele gemeinsame Schnittpunkte für Urologen und Nephrologen bei der Behandlung von Erkrankungen von Nieren und harnableitendem System. In der Klinik sind wir fast täglich im kollegialen Austausch. Das betrifft dann auch das internistische Management urologischer Patienten mit Begleiterkrankungen, die Auswahl von Antibiotika bei Infektionen, die operative Versorgung unserer Peritonealdialyse-Patienten, um einige Beispiele zu nennen.
Was können Sie Menschen empfehlen, die Nieren- und Blasenerkrankungen aktiv vorbeugen wollen? Gibt es hierzu Angebote seitens der Ärzte?
Beim Vorbeugen gelten die allgemeinen Regeln für einen gesunden Lebensstil. Mediterrane Kost schützt vor Nierensteinen. Bei jeder Nierenerkrankung ist spielt der Blutdruck eine ganz wesentliche Rolle. Jeder dritte Bundesbürger hat einen Bluthochdruck, mindestens jeder zehnte ist zuckerkrank – ein weiterer Risikofaktor. Eine Untersuchung des Spontanurins auf Eiweiß (Urinstix) ist eine einfache, aber wirkungsvolle Screening-Methode in jeder Hausarztpraxis.
Alle Ärztinnen und Ärzte der Region sind zum Symposium, das am 3. Mai um 17.45 Uhr im Paul-Wunderlich-Haus am Eberswalder Markt beginnt, herzlich eingeladen.