Eberswalde: Die Abteilung für Multimodale Schmerztherapie des GLG Werner Forßmann Klinikums in Eberswalde ist umgezogen. Man findet sie nun im Erdgeschoss von Haus 2 des Klinikums, wo sich früher die Stroke Unit befand. Die neuen erweiterten Räumlichkeiten bieten optimale Bedingungen für die Abteilung, die aus einer Ambulanz und einer Tagesklinik besteht. Hier werden Patienten mit chronischen Schmerzen versorgt, denen ambulante Therapien bislang nicht weitergeholfen haben. Die Nachfrage ist groß. Bis zum Herbst wird die Abteilung die Zahl der Behandlungsplätze verdoppeln. Ab sofort gibt es die Möglichkeit einer Direkteinweisung der Patienten in die Tagesklinik ohne den Weg über die Ambulanz-Sprechstunde unter der neuen Telefonnummer 03334 69-1246.
Dr. Kortina Lück präsentiert freudig die neuen Räume. Sie ist die Leitende Oberärztin der Abteilung für Multimodale Schmerztherapie, die zur Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie des Krankenhauses gehört. „Wir haben nun mehr Raum und Fläche, alles wirkt großzügig, hell, einladend“, sagt sie. Diese positive Wirkung ist ihr sehr wichtig, denn die Patienten, die hierher zur Behandlung kommen, leiden lange schon unter Schmerzen. Vielfach sind die Ursachen unklar, haben die Betroffenen bereits eine Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich.
„Als chronisch sind Schmerzen zu bezeichnen, die länger als drei bis sechs Monate anhalten“, sagt Dr. Kortina Lück. „Sie ziehen in der Regel außer körperlichen Einschränkungen auch starke seelische Belastungen nach sich, wirken sich auf das gesamte Befinden, die Stimmung und das Denken aus. Dabei kommt es zu Wechselwirkungen, die den Schmerz zu einem andauernden, nicht mehr enden wollenden quälenden Zustand werden lassen, der die Menschen permanent begleitet und regelrecht an den Rand der Verzweiflung treibt.“
Die Patienten kommen wegen Muskel-, Skelett-, Rückenschmerzen, oft in Verbindung mit degenerativen Erkrankungen, Kopfschmerzen, Migräne, Phantomschmerzen nach einer Amputation, leiden unter Fibromyalgie oder sogenannten somatoformen Schmerzen, die stechend, brennend, ziehend in verschiedenen Körperregionen in Erscheinung treten, ohne dass eine körperliche Ursache festgestellt werden kann.
Da es sich meist um ein komplexes Geschehen handelt, sind eine Vielzahl von Spezialisten an Diagnostik und Therapie beteiligt, das Konzept ist wie der Name der Abteilung „multimodal“. Das heißt, hier arbeiten Ärzte, Psychologen und Therapeuten verschiedenster Bereiche eng zusammen, entwickeln für jeden Patienten ein passendes gut strukturiertes, abgestuftes Programm. Die Pflegekräfte sind als Schmerzschwestern/-pfleger qualifiziert. Physiotherapeuten, Bewegungstherapeuten, Ergotherapeuten, Ernährungstherapeuten wirken mit. Auch Musik- und Kunsttherapie, Entspannungsübungen, Qi Gong, Aromatherapie stehen auf dem Programm, das in der Tagesklinik vier Wochen lang pro Wochentag acht Stunden ausfüllt. Sozialarbeiterinnen kümmern sich um alle Fragen, die den Alltag der Patienten betreffen, ihr privates und berufliches Umfeld.
„Ganz wichtig ist dabei die Psychotherapie“, betont Dr. Kortina Lück. „Viele Patienten sehen den Zusammenhang nicht, unterschätzen die Bedeutung der Psyche, dass Körper und Seele zusammengehören. Die Therapie öffnet dafür den Blick.“
Grundsätzlich richtet sich das Leistungsangebot an Patienten mit langer Krankengeschichte, bei denen ambulante Schmerztherapien bereits ohne Erfolg geblieben sind. Darunter zum Beispiel: frustrane ambulante Therapie von multilokulären Funktionsstörungen bei Arthrosen und Wirbelsäulenerkrankungen unter nachweislicher Ausschöpfung mehrerer Therapieverfahren, Fehlschlag einer vorherigen unimodalen Schmerztherapie, starke Beeinträchtigung der Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit usw. Momentan erweitert die Tagesklinik ihre Kapazitäten. 16 Plätze sollen im Herbst zur Verfügung stehen. Für die direkte Einweisung sollten nur Patienten gewählt werden, welche körperlich und mental fit genug sind, die An- und Rückfahrt und das intensive achtstündige Therapieprogramm absolvieren zu können.
„Wir bereiten uns strukturell und personell darauf vor“, sagt Dr. Kortina Lück. So werden die Wartezeiten auf einen Behandlungsplatz für die Patienten verkürzt.