Bernau: Wenn Anja Schreier, Leiterin der FRAKIMA-Werkstatt, über ihre Arbeit berichtet, gerät sie geradezu ins Schwärmen. Man merkt: Hier ist die richtige Frau an der richtigen Stelle, eine, die ihren Beruf zur Berufung gemacht hat, der der tägliche Spagat mit Herzblut und Enthusiasmus gelingt, Kurse, Workshops, Ausstellungen und Aufführungen vor- und nachzubereiten, Anfragen zu beantworten und grenzüberschreitende Netzwerke zu pflegen.
1991 hatte Anja Schreier gemeinsam mit Petra Skovholm die FRAKIMA-Werkstatt gegründet. Dem war ein Beschluss der Stadtverordneten vorausgegangen, eine städtische Kultureinrichtung für alle Generationen ins Leben zu rufen. „Uns war es wichtig, einen Anlaufpunkt zu schaffen, an dem jeder in das Abenteuer Kultur eintauchen und sich verschiedenen künstlerischen Tätigkeiten widmen kann unabhängig von Herkunft und Vorkenntnissen“, berichtet die Kulturwissenschaftlerin. Für viele Bernauer und insbesondere Neubernauer ist die FRAKIMA-Werkstatt ein Ort, um soziale Kontakte zu knüpfen, in der Stadt anzukommen und sich heimisch zu fühlen.
Bis zum Umzug von Petra Skovholm nach Dänemark im Jahr 1999 managten die beiden Frauen die FRAKIMA-Werkstatt. „Seit mehr als 20 Jahren habe ich Angela Schulz als gute Seele an meiner Seite“, so Anja Schreier. „Meine ‚Perle‘ ist mir eine große Stütze, wenn es um das Vor- und Nachbereiten von Veranstaltungen geht oder wenn Kursbeiträge eingesammelt werden müssen“, meint die FRAKIMA-Chefin.
26 Kurse zur Auswahl
Auf 26 Kurse – vom Filzen oder Töpfern, über’s Theaterspielen bis hin zum Waldbaden – ist das Angebot der FRAKIMA (FRAu, KInd, MAnn) angewachsen. Um die Räume optimal auszulasten und den verschiedenen zeitlichen und inhaltlichen Ansprüchen gerecht zu werden, gibt es Vormittags-, Nachmittags- und Abendkurse. „Die Vormittagsangebote ab 9.30 Uhr werden von den Senioren stark nachgefragt, während nachmittags ab 15.30 Uhr und abends ab 18 Uhr Kinder, Jugendliche und Erwachsene zum künstlerisch Tätigsein zu uns kommen“, sagt Anja Schreier.
Zu den gefragtesten Werkstätten zählen Töpfern und Keramik. „Da haben wir mit sechs Kursen unsere Kapazitätsgrenze erreicht“, so die Kulturwissenschaftlerin. Auch Bewegungsangebote wie sanfte Gymnastik, Pilates oder Tanz stehen hoch im Kurs. Hierfür nutzt die FRAKIMA den Treff 23 gleich nebenan auf dem Kulturhof, um die Raumsituation im Haupthaus an der Breitscheidstraße 43a zu entspannen.
Moderate Preise
Die Preise für die Kurse sind moderat und für jeden finanzierbar. 3 Euro für Erwachsene und 2 Euro für Kinder beträgt die Eigenbeteiligung pro Termin. „Einmal Schnuppern ist gratis“, erzählt Anja Schreier. In der Regel laufen die Kurse ein halbes Jahr mit 20 Terminen. Material gibt es bei den Kursleitern, das auch bei ihnen entsprechend des Verbrauchs bezahlt wird.
Anja Schreier freut sich, dass sich die FRAKIMA-Werkstatt seit Jahren auf beständige, professionelle, multikulturelle Kursleiter verlassen kann, die auf Honorarbasis die vielfältigen Angebote ermöglichen. Aber auch die Teilnehmer halten „ihren“ Kursen die Treue, so dass für die gefragten Dinge Wartelisten für Nachrücker existieren.
Arbeitsergebnisse werden regelmäßig präsentiert
Neben den vielen Inhouse-Kursen präsentiert sich die FRAKIMA-Werkstatt der Stadtgesellschaft mit ihren Ergebnissen: mit Ausstellungen aus den Malerei-, Grafik-, Keramik- und Plastikkursen, mit Theateraufführungen, mit ihren Acts während des Hussitenfestes, aber auch außerhalb Bernaus und im europäischen Kulturaustausch. „Unsere Kurse arbeiten ‚fächerübergreifend‘. So gestaltet der Malkurs den Bühnenhintergrund für die Theatergruppe. Auch bei den Requisiten wird lebhaft miteinander kooperiert“, erklärt Anja Schreier.
„Während der Corona-Zeit, als Treffen in geschlossenen Räumen nicht möglich waren, haben wir das ‚Waldbaden‘ aus der Taufe gehoben als Gesundheitsvorsorge in der freien Natur, bei dem wir auf die Heilkraft der Bäume setzen, um unseren Körper und unsere Seele gesund zu erhalten und Stress abzubauen“, berichtet die Mittfünzigerin über eines der jüngeren FRAKIMA-Angebote.
Aber nicht nur in der Corona-Zeit wurde innovativ nach Lösungen gesucht. „Wir versuchen, in unseren Kursen und Veranstaltungen für aktuelle und ökologische Themen zu sensibilisieren“, sagt Anja Schreier. So wird bei den verwendeten Arbeitsmaterialien zunehmend auf Recycling-Material Wert gelegt oder beim Sommerfest-Picknick der FRAKIMA-Werkstatt auf Plastik verzichtet und das eigene, abwaschbare Geschirr verwendet.
Mitte September organisierte die FRAKIMA auf dem Kulturhof eine Pflanzentausch-Börse. Garten- und Pflanzenliebhaber konnten ihre Ableger, Samen, Setzlinge oder Stauden in liebevolle Hände geben und zu dem „Grünzeug“ ihre individuellen kleine Gartengeschichten erzählen sowie Tipps und Tricks weitergeben.
Wir dürfen weiterhin gespannt bleiben, was die rührige FRAKIMA-Chefin in Zukunft für Ideen umsetzt, um die Bernauer in den kulturellen Austausch und in Bewegung zu bringen und für aktuelle Themen zu sensibilisieren.