Bernau: Der 9. November ist im ganzen Land als Reichspogromnacht bekannt. 1938 wurden in dieser Nacht zahlreiche Verbrechen an jüdischen Menschen begangen. Die Bewohner wurden misshandelt, ihr Privateigentum vernichtet und es gab eine Vielzahl an Todesopfern in Bernau und in ganz Deutschland. Das Bernauer Netzwerk für Weltoffenheit lud am 9. November 2023 zu einer Gedenkveranstaltung in die Sankt-Marien-Kirche ein, um an das Verbrechen zu erinnern.
Zum Einstimmen konnten die Besucher im Gemeindezentrum die Ausstellung zum heutigen jüdischen Leben betrachten. Die Begrüßung erfolgte durch den Chor des Paulus-Praetorius-Gymnasiums, welche das Lied „Over The Rainbow“ sangen. Die Musik und der Text stammen von zwei jüdischen Künstlern. Sie singen von der Hoffnung und der Sehnsucht nach Freiheit, welche Ihnen durch diese Zeit half.
Das Unrecht geschah direkt vor den Augen der Bevölkerung und sie schauten tatenlos zu.
Die anschließende Tanzperformance spiegelte die Identitäsberaubung wieder. Jüdische Menschen wurden nicht individuell betrachtet, sondern waren zu damaliger Zeit nur „die Juden“.
Im Laufe des Abends wurden weitere passende Gedichte und Lieder von betroffenen Menschen aus damaliger Zeit vorgetragen und die Namen der ermordeten Juden aus Bernau wurden einzeln verlesen, um den Menschen zu gedenken. Als Vertreterin der Stadt Bernau nahm Sozialdezernentin Yvonne Dankert-Schmidt an der Veranstaltung teil. „Auch nach 85 Jahren ist es wichtig, dass wir uns an die schrecklichen Geschehnisse erinnern, die das Leben jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger in Bernau damals und in ganz Deutschland für immer verändert haben“, so die Dezernentin, die der Zeremonie beiwohnte, als die Gäste gemeinsam hell leuchtende Kerzen von der St. Marienkirche zu den Stolpersteinen der Bürgermeisterstraße trugen.
Die Stolpersteine erinnern an die verstorbenen jüdischen Einwohner der Stadt Bernau. Der Weg wurde traditionell von dem letzten Lied des Abends begleitet, indem es heißt: „Trommle mein Herz für das Leben, singe mein Mund dem Frieden.“
Zum Ausklingen des Abends sind die anwesenden Bernauer in der Galerie mit einer Tasse Tee ins Gespräch gekommen und konnten ihre Meinungen zu diesem noch heute erschreckendem Thema austauschen.