Was sagt der Bürgermeister und vor allem, was sagt er nicht?
Was hat es mit dem Kiosk auf sich, der völlig überraschend und kommentarlos in dem jetzt vorgelegten Planentwurf zur Seetrift auftaucht? Direkt an der Grundstücksgrenze, nur 18 Meter vom Wasser entfernt, soll er entstehen. Wer soll ihn bauen, wer bezahlen? Wie verträgt er sich mit dem Planungsziel der Einhaltung von Baugrenzen zur Freihaltung der Sicht auf den See und: wofür soll er genutzt werden?
80 qm Kioskfläche plus Erweiterung – beinahe die Fläche eines Einfamilienhauses – um die nach der Schilderung des Bürgermeisters an Sommertagen unhaltbaren Zustände der „wilden Badestelle“ an der Uferpromenade in den Griff zu bekommen? Durch Verkauf von Currywurst und Cola? Wohl kaum.
Eher dürften Größe und Lage des Kiosks den Ambitionen entsprechen, die in der Mitteilungsvorlage der Verwaltung „Angebot zum Ankauf des Wandlitzer Sees“ angekündigt wurden. Neben einem Wasserpark, der mit Anschaffungskosten von 100.000 EUR und jährlichen Gewinnabwürfen in gleicher Höhe beinahe an den Traum vom perpetuum mobile erinnert, wird dort ein altbekannter Wunsch eines vormaligen und gegenwärtigen Eigentümers wieder aufgegriffen:
Der Hausbootliegeplatz: Außer einer Steganlage am Seeufer würde dafür ein möglichst unmittelbar anliegender „Servicepoint“ mit ausreichend Büro- und Lagerfläche für Bootsvermietung und Lagerung u. a. von Bootsausstattung, Reinigungs- und Reparaturmaterial und eine Absauganlage für die Abwassertanks der Boote gebraucht.
Je nach Blickwinkel könnte ein Vorzug in der Doppelfunktion eines solchen Liegeplatzes liegen, denn eine Steganlage für Hausboote versperrt die wilde Badestelle, die dem Bürgermeister Sorgen macht. Bei einer Überwasserhöhe der Hausboote von rund drei Metern dürfte auch die Blendwirkung der Abendsonne über dem See deutlich abnehmen. Eine Triple-Win-Situation also?
Wann werden wir mehr erfahren?
Nach jahrelangem Stillstand des Verfahrens und einer beispiellosen Bruchlandung im letzten Gremienlauf der Gemeinde will der Wandlitzer Bürgermeister seine Vorstellung von der Bebauung des Privatgrundstücks an der Seetrifft / Ecke Uferpromenade nun in einem Sondersitzungsmarathon durchsetzen.
Es finden Sondersitzungen statt am 12.März im Ortsbeirat Wandlitz, am 17.März im Bauausschuss und nach dem Hauptausschuss vom gleichen Tag am 20. März im Umweltausschuss. Der letzte Akt steht in der Gemeindevertretersitzung am 3. April an. Gelingt ihm dort der Durchbruch nicht, so lässt der Bürgermeister durchblicken, werden die Gemeindevertreter endgültig mit ihrer Schuld am Scheitern eines zentralen städtebaulichen Zukunftsprojekts unserer Gemeinde leben müssen.
Vielleicht wird diese Last etwas leichter, wenn man bedenkt, dass es nach Auskunft des Bürgermeisters gar keinen Vorhabenträger gibt, der zur Realisierung des Bauprojekts bereit ist. Der Grundstückseigentümer will laut Mitteilung des Bürgermeisters von dem Projekt jedenfalls nichts wissen und sich stattdessen lieber an den derzeit gültigen Bebauungsplan halten.