In Brandenburg wird alljährlich ein Wettbewerb ausgeschrieben: Wer hat das schönste Dorf?
Würde es einen Wettbewerb geben: wer baut schneller und hässlicher als Berlin? Wandlitz hätte gute Chancen ihn zu gewinnen.
Wenn man sich die Entwicklung an den Basdorfer Gärten (wer die Gärten sucht, sucht vergeblich) oder entlang der L100 in Wandlitz und bald auch in Klosterfelde ansieht, kann sich durchaus fragen, wie aus der ehemaligen Perle Wandlitz ein Vorort Berlins werde konnte. Die Art und Weise, wie gebaut wird, ist für einen Ort wie Wandlitz, der seinerzeit Architekturwettbewerbe gewonnen hat, doch sehr befremdlich. Mit unserer rasanten und überbordenden Bauweise hat Wandlitz es bis in die Brandenburger Schulbücher gebracht. Die Gemeinde wird als Schlafdorf und Negativbeispiel für Städtebauliche Planung dargestellt – herzlichen Glückwunsch, wir nähern uns dem Wettbewerbsziel und werden auch noch berühmt. Ganze vier (!) Seiten widmet sich das Schulbuch der Entwicklung Wandlitz.
Ästhetik und Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters, aber so sehr ich mich auch bemühe den Betrachtungswinkel um diese bauliche Entwicklung schön zu finden habe ich noch nicht erreicht.
Jeder pocht hier auf sein Individualrecht, die Bauinvestoren, die Wohnungssuchenden aus Berlin, der Bürgermeister. Das ist legitim. Aber ist es auch tatsächlich im Sinne des Gemeinwohls? Beobachtet man die Entwicklung der Gemeinde können einem da Zweifel kommen.
Was sich leichter und emotionsloser betrachten lässt, ist also die Frage der Konsequenzen einer solchen Entwicklung.
Wir bauen derzeit viele neue Wohnquartiere, in Relation zur Gesamtgemeindeeinwohnerzahl – erhalten wir dadurch einen jährlichen überproportionaler Zuzug, der sich aus der Stadtflucht erklären lässt, nicht aus der Einwohnerzahl Wandlitz heraus, die in bestehenden Siedlungsgebieten leben, wie oft suggeriert wird. Dieser Zuzug verursacht, neben der Verstädterung des Ortes, infrastrukturelle Kosten. Die Kosten liegen über den durch Zuzug gewonnenen Einnahmen, so dass die Gemeinde schlussendlich welchen Mehrwert vom Zuzug hat? Es gibt bestimmt einen, nur ist er nicht so leicht zu erschließen. Unser Bürgermeister feiert diese Entwicklung ausgiebig und medial, aber den gesuchten Mehrwert konnte er stichhaltig bisher nicht benennen.
Eine sachliche Diskussion über die Frage, wieviel Zuzug verträgt die Gemeinde, was sind die Vorteile und wie sehen die finanziellen, ökologischen und sozialen Konsequenzen aus und, wenn wir Zuzug wollen, wie gestalten wir diesen, sprich, wie bauen wir, scheint schwer möglich ohne als intolerant, ignorant und investorenfeindlich abgestempelt zu werden. Schade, eine offene, stichhaltige Diskussion über unsere Gemeindeentwicklung und die haushälterische Konsequenz wäre mehr als angebracht.