In Bernau haben rund 20 Prozent der Menschen eine Behinderung. Doch aktuell ist Bernau die einzige Stadt vergleichbarer Größe in Brandenburg, die zur Unterstützung dieser Menschen noch keinen kommunalen Behindertenbeauftragten verankert hat. Das wollen wir Grüne 2023 gemeinsam mit einer fraktionsübergreifenden Initiative sowie den Beiräten für Menschen mit Behinderung und Senioren ändern.
Eine Behinderung ist tatsächlich selten angeboren, meistens sind Krankheiten oder Unfälle die Ursache – es kann also jeden von uns jederzeit treffen. Dabei sieht man nicht allen Menschen ihre Behinderung an, nicht jeder sitzt in einem Rollstuhl, manche habe eine Sehbehinderung, hören schlecht oder gar nicht, haben zerebrale Störungen oder geistig-seelische Behinderungen. Betroffen von Behinderungen sind überwiegend ältere Menschen. So sind knapp 63 Prozent der Brandenburger Schwerbehinderten 65 Jahre und älter. Es macht also Sinn, in Bernau eine Stelle zu schaffen, die sowohl die Bedürfnisse von behinderten Menschen jeden Alters als auch von Senior*innen im Blick hat. Deshalb sind wir hier mit beiden Selbsthilfeorganisationen – sowohl mit dem Beirat für Menschen mit Behinderungen als auch mit dem Beirat für Senioren – im Gespräch und entwickeln entsprechend gemeinsam ein Stellenprofil, das zu unserer Stadt passt.
Wohnen, Verkehr, Arbeiten, Bildung, Freizeit, Sport, Kultur, Tourismus, gesundheitliche Vorsorge – und natürlich politische Teilhabe – es ist eine umfassende Aufgabe, die unterschiedlichen Aspekte unseres Lebens im Auge zu behalten und zu überprüfen, ob Menschen mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen hier Beachtung finden. Denn eine Behinderung beeinflusst das Leben, aber sie ist nicht immer entscheidend für die Lebensqualität, wenn die Barrieren im Umfeld entsprechend beseitigt werden.

Unsere Landesbehindertenbeauftragte in Brandenburg beschreibt das Profil der neu zu schaffenden Stelle so: „Kommunale Behindertenbeauftragte sind dafür verantwortlich, Aktivitäten zur gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Behinderung zu unterstützen und zu initiieren. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Schaffung von Voraussetzungen zur Chancengleichheit, Barrierefreiheit und zum Respekt vor Differenz. Sie geben wertvolle Empfehlungen zu Themen wie Gesundheit und gute Versorgung für alle, für die Stärkung der Familien mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen, für die Schaffung von Wohnraum ohne Barrieren oder für das Ausloten von Potenzialen für mehr Teilhabe am Arbeitsleben von Menschen mit Behinderungen.“ Hier anknüpfend ergänzen wir die Aufgaben um die Perspektiven von älteren Menschen.
2009 hat die Bundesregierung die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen ratifiziert. Diese konkretisiert und spezifiziert die universellen Menschenrechte aus der Perspektive der Menschen mit Behinderungen vor dem Hintergrund ihrer Lebenslagen. Bernau hat sich vor einigen Jahren schon mit vielfältigen, auch ehrenamtlichen Initiativen und Vereinen auf den Weg gemacht, inklusiver zu werden. Eine kommunale Behinderten- und Seniorenbeauftragte würde diesen Weg konsequent weitergehen und uns alle unterstützen, Bernau zu einer Stadt zu machen, die Chancengleichheit und selbstbestimmte Teilhabe in allen Lebensbereichen eröffnet.