Eberswalde: Die Warnzeichen eines Schlaganfalls sollte jeder kennen – denn wenn es dazu kommt, zählt jede Minute. Auch sommerliche Temperaturen, insbesondere plötzliche Temperaturstürze, erhöhen nach Studien die Häufigkeit von Schlaganfällen. Die richtige Handlungsweise ist in dem Fall nicht (!) der Weg zum Hausarzt, sondern der Notruf 112! Für die schnellstmögliche intensivmedizinische und interdisziplinäre Behandlung gibt es sogenannte Stroke Units, moderne Schlaganfall-Spezialeinheiten an Kliniken. Die überregionale Stroke Unit des GLG Martin Gropius Krankenhauses in enger Kooperation mit dem GLG Werner Forßmann Klinikum in Eberswalde versorgt Schlaganfall-Patienten aus einem weiträumigen Einzugsgebiet. Vor wenigen Tagen hat sie wiederholt erfolgreich ein aktuelles Zertifizierungsaudit absolviert, das die hohe Kompetenz der Spezialabteilung bestätigt.
„Wenn Verdachtssymptome eines Schlaganfalls auftreten, muss sofort gehandelt werden, denn nur durch frühzeitige Intervention kann sowohl das Sterberisiko als auch eine mögliche bleibende Behinderung deutlich gemindert werden“, sagt Dr. Albert Grüger, Chefarzt der Klinik für Neurologie am GLG Martin Gropius Krankenhaus, zu der die Stroke Unit gehört. Aus medizinischen Gründen befindet sich die Station jedoch im GLG Werner Forßmann Klinikum, da an dem Schwerpunktkrankenhaus die notwendigen modernen medizin-technischen Voraussetzungen und die Kompetenzen vieler weiterer Fachbereiche gegeben sind und in die Diagnostik und Therapie unmittelbar einbezogen werden können.
„Die verschiedenen Formen des Schlaganfalls machen eine weitreichende interdisziplinäre Zusammenarbeit erforderlich“, sagt Dr. Albert Grüger. „So können wir hier bei Bedarf zum Beispiel auch auf die Kompetenzen der Radiologie, Neurochirurgie, Kardiologie und weiterer Disziplinen zurückgreifen. Das eröffnet unserer Stroke Unit optimale Möglichkeiten zur individuellen bestmöglichen Behandlung der Patienten.“
Auf der Stroke Unit kümmern sich spezialisierte Ärzte, spezialisiertes Pflegefachpersonal und spezialisierte Therapeuten der Logopädie, Physiotherapie, Ergotherapie und Neuropsychologie um die Patienten. Die Vitalparameter wie Puls, Blutdruck, Sauerstoffsättigung im Blut werden kontinuierlich überwacht. Neben der medikamentösen Behandlung ist die frühzeitige Mobilisierung und Rehabilitation von entscheidender Bedeutung. Sehr häufig treten Schluckstörungen nach Schlaganfällen auf, die ebenfalls möglichst zeitnah behandelt werden müssen. Auch dafür gibt es die entsprechenden Spezialisten.
„Wenn es um Schlaganfallbehandlung geht, sprechen wir von einer interdisziplinären Hochleistungsmedizin, die unverzichtbar zum Gesundheitsversorgungsspektrum gehört“, betont mit Blick auf die aktuelle Zertifizierung auch Michael Zaske, Abteilungsleiter im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg. „In einem weiträumigen Flächenland wie unserem bestehen beim Schlaganfall besondere Herausforderungen, die durch überregionale Spezialabteilungen wie die Eberswalder Stroke Unit am besten bewältigt werden können.“
Erfahrungen aus vielen Jahren
So sind die Eberswalder Neurologen per Telemedizin rund um die Uhr mit den anderen GLG-Krankenhäusern und weiteren Einrichtungen in Verbindung, führen beispielsweise am GLG Kreiskrankenhaus Prenzlau Visiten und Beratungen am Bildschirm durch. Beim Aufbau der telemedizinischen Basis gehörte die GLG zu den Pionieren, mittlerweile sind die Strukturen bewährt und gehören zum Standard.
„Wir blicken auf eine sehr erfolgreiche Entwicklung zurück und verfügen dementsprechend über viel Erfahrung“, sagt Sylvia Markl, Verwaltungsdirektorin des GLG Martin Gropius Krankenhauses. „Auf die Zertifizierung der Stroke Unit, nun mit Gültigkeit bis 2026, können wir mittlerweile durchgehend seit 2011 verweisen. Beim aktuellen Audit betonte das Zertifizierungsinstitut besonders das durchdachte Konzept der Prozessabläufe, die überzeugende interdisziplinäre Kooperation und die Motivation des Teams. Das macht mich einfach nur stolz! Allen Beteiligten möchte ich dafür ausdrücklich danken.“
Von der Rettungsstelle bis zur Reha
So sieht es auch GLG-Geschäftsführerin Dr. Steffi Miroslau und weist auf eine weitere Besonderheit hin: „Wir haben im GLG-Verbund den großen Vorteil, dass wir die Behandlung komplett von der Notfallaufnahme über die Stroke Unit bis zur Reha und häuslichen Nachversorgung aus einer Hand anbieten können. Damit werden Brüche in der notwendigerweise sehr komplexen und umfassenden Versorgung von Patienten mit Schlaganfall vermieden.“
Die meisten Patienten können schon nach einem bis drei Tagen die Schlaganfallspezialstation verlassen und kommen auf eine Allgemeinstation. Dort werden die Therapien und die Diagnostik fortgesetzt. Nach in der Regel acht bis zehn Tagen erfolgt entweder die Entlassung nach Hause oder in eine Rehabilitationsklinik wie zum Beispiel in die GLG Fachklinik Wolletzsee.
Medizin auf neuestem Stand
Neun Intensivbetten hält die Eberswalder Stroke Unit für Patienten bereit. Jährlich werden hier etwa 650 Patienten mit vollendetem Schlaganfall und etwa 200 mit flüchtigen Durchblutungsstörungen, sogenannten transitorisch ischämischen Attacken, aufgenommen. Ein herausragendes Alleinstellungsmerkmal ist die interventionelle Schlaganfallbehandlung in der bereits erwähnten Kooperation mit der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie des GLG Werner Forßmann Klinikums. Dabei werden Blutgerinnsel mit einem Katheter aus den hirnversorgenden Arterien entfernt. Auf diese Weise ist es möglich, viele Patienten vor schweren Behinderungen zu bewahren. Chefärztin Susanne Hengst und der Leitende Oberarzt Dr. Michael Tepper wollen künftig im Rahmen eines Ausbildungszentrums für die akute interventionelle Schlaganfallbehandlung weiteren Spezialistennachwuchs sichern. Auch die Klinik für Neurologie zeigt sich zukunftsorientiert, indem sie sich in ihren verschiedenen Subdisziplinen an vielen Forschungen beteiligt, so zum Beispiel aktuell an mehreren multizentrischen Studien.
„Was man bei allem keinesfalls vergessen darf, sind die Angehörigen der Patienten“, betont Dr. Albert Grüger. „Sie sind in der Regel die wichtigsten Partner im therapeutischen Team und leisten einen wesentlichen Beitrag im Behandlungsprozess und in der Folge. Um sie darin zu unterstützen, bieten wir entsprechende Kurse an, in denen wir den Angehörigen von Schlaganfall-Patienten Anleitungen und Hilfestellungen vermitteln.“
Auch beim Erkennen eines Schlaganfalls sind es häufig die Angehörigen, denen die entsprechenden Veränderungen am Partner auffallen. Typische Zeichen sind zum Beispiel eine kurz andauernde Lähmung, Schwäche oder Taubheit einer Körperhälfte, das kurze Erblinden auf einem Auge oder Sehstörungen wie Doppelbilder oder Einschränkungen des Gesichtsfeldes, kurzzeitige Sprachstörungen, Drehschwindel, Gangunsicherheit, Gleichgewichtsstörungen, plötzliche Stürze und erstmalig und plötzlich auftretende, extrem starke Kopfschmerzen.